ALSTÄTTE

Ein Starkes Stück Münsterland

ERLEBNISSE VON ALSTÄTTERN

Reisebericht Karl-Heinz Göring

Reisebericht Brasilien

15.2.2011 bis 9.3.2011

KarlHeinz Göring

Seit fast 50 Jahren ist Pater Beda der Vorsitzende des Aktionskreises zu Gunsten der Armen und Entrechteten in Brasilien. Wir haben früher für den Aktionskreis Altkleider in Karton und Plastiktüten gesammelt. Heute werden diese in Containern an verschiedenen Orten in Alstätte gesammelt (seht auch Altkleider Sammelstellen). Doch was wird aus den Erlösen der Altkleidersammlung heute eigentlich gemacht, welche Projekte wurden gestartet, welche Ziele werden damit verfolgt? Hierzu hat sich der Alstätter Förderer des Aktionskreises Pater Beda, Karl Heinz Göring, nach Brasilien aufgemacht.

Bei seiner 23-tägigen Reise hat er viele Eindrücke von den verschiedenen Projekten für Bildung, Ausbildung, Gesundheit, Wohnraum und Land gewonnen, die er in diesem Bericht darstellt.

Es ging am 15.2 2011 bei Nebel und Schneetreiben nachmittags in Alstätte los. Über Kloster Bardel, hier stieg Pater Beda zu, übernachteten wir in der Nähe des Flughafens, da aufgrund der Witterung nichts riskiert werden sollte. Am nächsten Tag ging es früh zum Flughafen. Leider verzögerte sich der Abflug und die Ankunft war erst um 22:30 Uhr Ortszeit (02:30 MEZ des folgenden Tages). Direkt nach der Ankunft in Recife begrüßten uns lautstark ca. 100 bunt kostümierte Kinder und Erwachsene mit fröhlicher Musik, Tanz und einem großen Plakat. Die Betreuerin vor Ort, Schwester Aurieta, begrüßte Pater Beda und michauf das allerherzlichste.

Nach Ihrer kurzen Aufführung fielen die Kinder Pater Beda um den Hals und begrüßten ihn auf ihre unbefangene Art. Danach wurden wir direkt zu unserer Unterkunft gefahren.

Nach einem kleinen Imbiss ging es dann ins Bett, um sich von den Reisestrapazen zu erholen. Der Wetterumschwung vom deutschen Winter zum brasilianischen Sommer tat sein übriges. Doch die Zeitumstellung lies mich nur 5 Stunden Schlaf finden. Am ersten Tag konnte ich mich am Strand von Recife erholen, soweit es bei der Hitze möglich war. Die Hitze machte mir bei meiner ganzen Reise zu schaffen. Ich bin es halt nicht gewohnt bei Temperaturen von über 30° und einer Luftfeuchtigkeit von über 80% mich bei Besichtigungen, intensiven Gesprächen mit den Projektleitern und langen Gottesdiensten mit Pater Beda anzustrengen.

Pater Beda, der inzwischen 80 Jahre alt ist, ist hier in allen Einrichtungen sehr angesehen und beliebt. Sobald er auftauchte, wurde zu seinen Ehren getanzt und jedes Kind möchte Ihn umarmen.

Es war einfach bewundernswert, wie Pater Beda das alles durchhält. Von morgens 6 Uhr bis zum späten Abend redete er fast ununterbrochen mit den einzelnen Gremien, übersetzte laufend die einzelnen Probleme von portugiesisch auf deutsch. Der Herrgott hat ihn wohl für solche Aufgaben auserkoren.

Nach drei Tagen waren Ludger Thedering und Gerd Bolten aus Norddeutschland nachgereist. Sie unterstützen den Aktionskreis Pater Beda seit Jahrzehnten, so wie ich und hatten die gleiche Intention. Mit Ihnen war ich durch den Nordosten Brasiliens gereist.

Als erstes besuchten wir das Projekt „Turma do Flau“ von Schwester Aurieta. Hier werden Kinder im Alter von 7 -17 Jahren ausgebildet. Diese kommen aus den ärmsten Familien der Elendsviertel (portugiesisch Favelas) oder sind Waisen. Wieder andere werden von Ihren Müttern abgegeben, weil diese Sie nicht ernähren können.

Sie werden in den Einrichtungen des Aktionkreises Pater Beda aufgenommen und nicht nur mit dem Nötigsten zum Überleben ausgestattet, wie eine warme Mahlzeit, Kleidung und bei Bedarf auch ein Stelle zum Schlafen. Sie bekommen auch das Rüstzeug, um Ihr Leben später selbst zu bestimmen. Ihnen kommt Bildung und Ausbildung zu Gute, mit denen Sie später einen Beruf ausüben können. Aber auch Talente werden in Musik- und Theatergruppen gefördert. An den Tanzeinlagen der Kinder und Jugendlichen konnte ich mich ja bei meiner Ankunft schon erfreuen.

Am beindrucksten war der Besuch der größten Favela in „Brasilia Teimosa“ mit Franziska und in kleinen Hütten „Casas“ ihrer Familien eingeladen auf die sie stolz sind, weil sie nicht auf der Straße leben müssen. Die Hütten sind meist einfach gefliest oder mit zusammengelegten Steinresten ausgelegt. In fast allen Wohnungen gab es einen Fernseher und ein Videorekorder, die im krassen Gegensatz zu den kleinen Behausungen standen. Aber die wenigsten Hütten haben Fenster, kleine Öffnungen nach draußen gaben nur wenig Licht. Für jede Öffnung gab es ein Gitter. Diese werden zur Nacht angeschraubt, damit keine Einbrecher oder Junkies versuchen einzudringen, um etwas für den nächsten Schuss zu stehlen oder eines der Mädchen im Haus zu missbrauchen. Dann folgt das nächste Problem. Weil Verhütung Geld kostet, werden die jungen Mädchen ger und müssen dann die Kinder alleine groß ziehen und es geht wieder von vorne los.

Den Kindern fehlt es nicht nur an materiellen Dingen, die wir einfach mit Geld lindern können. Dies hatte mir besonders die kleine vierjährige Aloisia gezeigt. Sobald ich mich im Projekt aufgehalten habe, musste ich Sie auf meinen Armen nehmen und tragen. Die körperliche Nähe eines anderen, kann man Ihnen nur direkt geben und nicht über Spenden. Deshalb freut es alle, dass es auch Unterstützer aus Deutschland direkt vor Ort gibt, zum Beispiel Franziska C. aus Holzwickede. Sie arbeitet als Teil Ihres freiwilligen sozialen Jahres im Projekt von Schwester Aurieta.

Es wurden weitere Projekte besucht, zum ‚Beispiel „Die Kleinen Propheten“ von Demetrius. Hier werden Jugendliche aus dem Drogensumpf geholt, um sie zu entgiften und ihnen vor allem eine Perspektive zu geben. Jugendlichen und junge Erwachsenen, die sich aus freien Stücken aus dem Teufelskreis von Drogen, Gewalt und Verbrechen befreien wollen, werden bei dem Projekt von Demetrius wieder zurück in ein normales Leben geführt. Ein geordneter Tagesablauf mit festen Regeln und Arbeiten bestimmen Ihren Tag. Hier können Sie in der Werkstatt ihr Geschick und ihre Kreativität zeigen. Nach dem sie sich gefestigt haben, werden sie auf einer Außenstelle in der Landwirtschaft ausgebildet.

Die ersten Generationen der Projekte stehen heute schon auf eigenen Füssen und haben zum Teil auch schon studiert und bekleiden wichtige Funktionen in der Gesellschaft. Sie haben aber Ihre Wurzeln nicht vergessen und unterstützen die Projekte mit Ihren Möglichkeiten. Sie haben selber eine Familie und die Situation der Arbeiter und Angestellten ist nicht die gleiche, wie hier in Deutschland. Man kommt so über die Runden, staatliche Renten- oder Krankenversicherungen gibt es nicht. Man muss Geld zurücklegen, damit das kranke Kind den Arzt besuchen kann. Eine kleine Wohnung nennen Sie Ihr zuhause und teilen diese mit mehreren Kindern und einer Frau. Diese bestehen nur aus einer kleinen Küche, Waschraum, 1 oder 2 Schlafzimmern und ein Wohnzimmer, das auch oft als zusätzliches Schlafzimmer dienen muss. Sie unterstützen die Projekte als Angestellte, z.B. als Erzieherin oder Lehrer. Weitere helfen in der Freizeit bei allen anfallenden Arbeiten.

Uns wurde auch die Gelegenheit gegeben, das wir uns über die Projekte der Comissão Pastoral da Terra (Abk. CPT, Landpastoral) informieren. Die CPT, die bereits 1991 den alternativen Nobelpreis erhielt, wurde gegründet, um für demokratische Reformen, Landrechte und Menschenrechte der Landbevölkerung Brasiliens zu kämpfen. Als wir das Dorf Pompal, ca. 440 km von Recife entfernt, besuchten, waren auch Mitglieder der Landesregierung im Dorf. Sie schlossen mit 38 Familien je einen Vertrag zur kostenlosen Übereignung von jeweils 8 ha Land. Diese Übertragung von Land wurde auf Betreiben der CPT gestartet. Es gibt für die begünstigten Familien aber ganz genaue Auflagen (kein Eigentum, keine Arbeit sowie keine Straftaten begangen zu haben). Danach kann ein erster billiger Kredit für die Erstellung des Hauses beantragt werden. Einen 2. Kredit gibt es dann für Saatgut, Einkauf von Vieh usw. Diese Familien sind sehr froh über dieses Regierungsprogramm. Sie haben zum ersten Mal in ihrem Leben eine Perspektive. Sie werden Ihre Felder mit Mais, Bohnen und weiteren Früchten anbauen und ernten. Sie verkaufen die Ernten und können Ihre Familien ernähren. Ich muss sagen, dass Essen ist hier sehr schmackhaft und besteht aus den Produkten der Felder sowie schmackhaften Obstsäften aus eigener Herstellung. Die Ausgewogenheit der Gerichte ist für eine gesunde Ernährung eine gute Grundlage, sehr vitaminreich und fettarm.

Nichts desto trotz klagen die Leiter der Projekte bei Pater Beda über die schlechte Finanzlage. Ihnen geht das Geld aus. Sie würden gerne viel mehr Kindern eine Zukunft geben und Drogenabhängige aus dem Sumpf herausholen. Pater Beda hörte sich sämtliche Probleme an und zeigte Verständnis für deren Situation. Er nahm sich viel Zeit für sie und brachte Ideen ein oder versuchte Lösungen für alle Konflikten des Alltags zu finden. Selbst ist er aber abhängig von Spenden, sei es finanzieller oder materieller Art. Diese leitet er immer direkt den Projekten in Brasilien weiter.

Bei meinem Besuch in den vielen Projekten, die über den ganzen Nordostens Brasiliens verteilt sind, habe ich festgestellt, dass sich bereits vieles verbessert hat. Die Menschen haben sich eine Perspektive durch die Förderung der CPT oder durch eine Ausbildung in einem der Projekte geschaffen. Da es nach wie vor sehr viele Arme und Entrechtete gibt, ist unsere Hilfe weiter dringend nötig. Pater Beda bittet daher um Ihre Spende von Altkleidern und Schuhen oder um eine Spende auf das Konto des Aktionskreises bei der Darlehnskasse Münster, IBAN DE51400602650022444200, BIC GENODEM1DKM.

Quelle: Bilder Karl-Heinz Göring, Autoren Manfred Wigger und Karl-Heinz Göring

 

 

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